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Gesamtaussage des Vorstands

Die Bautätigkeit in den 19 EUROCONSTRUCT-Ländern geht im Jahr 2024 gemäß den Ergebnissen der 98. EUROCONSTRUCT-Konferenz um 2,4 % zurück. Gegenüber der vorhergehenden Prognose der 97. EUROCONSTRUCT-Konferenz, stellt dies eine leichte Aufwärtskorrektur um 0,3 Prozentpunkte dar. Dennoch wird das Jahr 2024, nach einem erstmaligen Rückgang des Wachstums in 2023, als das schwierigste für die Baubranche seit 2020 beurteilt. Die größte Herausforderung für die europäische Bauwirtschaft stellte der deutliche Rückgang des Wohnungsneubaus dar, der in 2024 um 9,1 % zurückging. Hohe Immobilienpreise, nach wie vor hohe – wenn auch sinkende – Zinssätze und hohe Baukosten sind die Hauptfaktoren, welche die Entwicklung des Sektors hemmen.

Markt Entwicklung Baubranche 2024 Schlüsselfaktoren 
Kernmärkte
Deutschland -2,8 % 
  • Das größte Minus verzeichnete der Wohnungsbau mit einem Rückgang von 5,1 % gemäß dem
    Institut der deutschen Wirtschaft. Die Investitionen in diesem Bereich gingen das vierte Jahr in
    Folge zurück.
  • Deutlicher Einbruch des Wohnungsneubaus trotz positiver Rahmenbedingungen wie
    Wohnungsknappheit in den Ballungsräumen bei gleichzeitig starker Zuwanderung und
    verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten. Gründe dafür sind hohe Finanzierungskosten, hohe
    Baukosten durch ein nach wie vor hohes Preisniveau bei Baumaterial und umständliche
    Regulierungen sowie eine deutlich reduzierte Neubauförderung.
  • Das Ausbaugewerbe musste Produktionsrückgänge hinnehmen.
  • Im Nichtwohnungsbau gehen die Investitionen mit 1,5 % vergleichsweise moderat zurück. Die
    öffentlichen Bauinvestitionen entwickeln sich positiv. Im gewerblichen Bau ist dagegen
    von einem Rückgang i. H. v. 2,8 % auszugehen (Institut der deutschen Wirtschaft).
  • Steigerung im Tiefbau durch Modernisierung und Neubau von Straßen, Bahnverkehrsstrecken
    sowie Leitungen.
  • Aufgrund der Preisberuhigung einzelner Baumaterialien und des hohen Niveaus der Baupreise
    lag die Preissteigerung laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
    im Jahresdurchschnitt 2024 bei 2,6 % (2023: 7,4 %).
      
Niederlande -2,4 % 
  • Die Bauindustrie schrumpfte in 2024 zum ersten Mal seit 2013.
  • Im zweiten und dritten Quartal 2024 wuchs das Bauvolumen um 1,4 % bzw. 0,6 % im Vergleich
    zum Vorquartal. Jedoch konnte der starke Rückgang laut ING Research im ersten Quartal 2024 (-
    2,9 %) hierdurch nicht ausgeglichen werden.
  • Der Neubau von Wohnungen litt unter den zuvor zurückgegangenen Baugenehmigungen und
    sinkenden Verkäufen im Jahr 2023. Dem Einbruch um 7,0 % im Jahr 2023 folgt in 2024 ein
    weiterer Rückgang um 5,0 % (EUROCONSTRUCT).
  • Im Bereich der Wohnungsrenovierung und-instandhaltung steigt die Wertschöpfung in 2024 um
    rund 2,0 % (EUROCONSTRUCT).
  • Die Aufträge der Bauunternehmen im Gewerbebau haben in 2024 nur wenig zugenommen. Die
    Baugenehmigungen für Gewerbegebäude sind leicht gestiegen, aber die Erholung bleibt schwach
    und wechselhaft. Darüber hinaus verschieben Unternehmen durch das schwache
    Wirtschaftswachstum und damit verbundene Überkapazitäten sowie die unsichere geopolitische
    Lage Investitionen in neue Gewerbegebäude.
  • Der Rückgang der Neubauten im Industriebau beträgt in 2024 fast ein Viertel. Der Großteil der
    anderen Nichtwohnungsbausektoren (z.B. Gebäudebau im Gesundheitswesen, Bürogebäude, etc.)
    entwickelte sich ebenfalls rückläufig, wenn auch weniger stark als die Industrie, sodass der Neubau von
    Nichtwohngebäuden im Jahr 2024 gemäß EUROCONSTRUCT um 8,0 % zurückgeht.
  • Die Baumaterialpreise sind in 2024 nach den hohen Anstiegen während der Covid-und
    Energiekrise leicht gesunken.
  • Die höheren Baukosten resultieren aus den Lohnkosten, die Ende 2024 durchschnittlich um fast
    9,0 % zum Vorjahr gestiegen sind (ING Research).
  • Die Rentabilität des Großteils der Bauunternehmen ist gestiegen oder zumindest auf
    gleichbleibendem Niveau.
         
Schweiz +0,9 % 
  • Die Baupreise im Hochbau sind um 0,4 % von Oktober 2023 bis Oktober 2024 angestiegen laut
    Schweizer Bundesamt für Statistik.
  • Das Preisniveau bleibt im Vergleich zur Vorpandemiezeit erhöht, die Baupreise sind Stand
    Oktober 2024 rund 15,3 % höher als Ende 2020 (Wüest Partner).
  • Aufgrund von vier Leitzinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben sich die
    Finanzierungskosten deutlich reduziert.
  • Der stetige Anstieg der Mieten untermauert die Attraktivität von Immobilieninvestitionen.
  • Ein leichter Anstieg der Hochbauinvestitionen (real betrachtet) in 2024 um 1,2 % wurde gemäß
    Wüest Partner verzeichnet (Neubau: +0,4 %; Umbau: +2,6 %).
  • Die stark wachsende Bevölkerung in der Schweiz (2023: 1,7 %, u.a. bedingt durch die
    Zuwanderung aus der Ukraine; 2024: 1,0 % gemäß EUROCONSTRUCT) verschärft in Kombination
    mit der geringen Neubautätigkeit den Nachfrageüberhang auf dem Wohnungsmarkt.
  • Anstieg der realen Nichtwohnbauinvestitionen um 1,3 % (EUROCONSTRUCT).
  • Die Bauinvestitionen für Industrie-, Geschäfts-und Bürogebäude sind weiterhin gedämpft.
    Unterstützt wird der Nichtwohnungsbaumarkt durch neue Impulse von Infrastrukturbauprojekten
    im Gesundheits-und Bildungsbereich.
        
Wachstumsmärkte
Großbritannien -0,8 % 
  • Der gesamte Wohnungsbausektor geht um 1,5 % gemäß EUROCONSTRUCT zurück.
  • Die Renovierung von Wohngebäuden hat sich in den letzten Jahren besser entwickelt als der
    Neubau. Es gibt jedoch Anzeichen für eine Abschwächung mit einem Rückgang von 2,0 % im
    zweiten und weiteren Einbußen im dritten Quartal 2024. Der Anstieg der Renovierungsarbeiten
    beträgt 2,7 % in 2024 (EUROCONSTRUCT).
  • Rückgang des Wohnungsneubaus um weitere 5,9 % laut EUROCONSTRUCT (2023:-12,0 %).
  • Die Gesamtleistung im Nichtwohnungsbau verzeichnet in 2024 ein Wachstum von knapp unter 1,0
    %, nach einem Anstieg um 7,8 % in 2023 (EUROCONSTRUCT). Das geringe Wachstum, sowohl bei
    den Neubauten als auch bei den Renovierungen, ist auf den nachlassenden wirtschaftlichen
    Gegenwind und eine leichte Belebung der Investitionen aufgrund niedrigerer Kreditkosten
    zurückzuführen.
  • Im britischen EUROCONSTRUCT-Industriebausektor wird 2024 ein mäßiges Wachstum von 5,1 %
    verzeichnet.
  • Das nach wie vor angespannte Kreditumfeld ist einer der Hauptfaktoren, der die Aktivität im
    britischen Bausektor einschränkt.
      
USA +6,0 % 
  • Der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS)-Gesamtindex für die Stimmung im
    Baugewerbe stieg in Q4 2024 deutlich an und erreichte wieder einen Wert von +40; verglichen mit
    +19 im dritten Quartal und +25 im vorangegangenen Erhebungszeitraum.
  • Die Neugeschäftsanfragen entwickelten sich im Jahr 2024 positiv und erreichten in Q4 2024 das
    beste Ergebnis seit dem ersten Quartal 2022 (RICS).
  • Im Sektor Wohngebäude wurde gemäß FMI Corp in 2024 insgesamt ein Wachstum von 5,0 %
    verzeichnet. Davon erzielten die Einfamilienhäuser eine Steigerung um 6,0 %, Mehrfamilienhäuser
    einen Rückgang um 7,0 % und Instandhaltung und Modernisierung eine Steigerung um 9,0 %.
  • Das Wachstum bei Nichtwohngebäuden betrug 7,0 %, während der Tiefbau Sektor ein Plus von
    8,0 % aufwies (FMI Corp).
  • Die Gewinnspanne entwickelte sich in Q4 2024 leicht positiv (+4,0 %), während in den beiden
    vorangegangenen Quartalen jeweils negative Ergebnisse von-13,0 % verzeichnet wurden (RICS).
  • Der Fachkräftemangel bleibt das größte Hemmnis der Verwirklichung von
    Bauentwicklungsplänen.
      
Frankreich -4,6 % 
  • Eine starke Rezession herrschte in der Baubranche im Jahr 2024.
  • Durch Bauverzögerungen, Inflation und hohe Zinsen brach die Wohnungsneubautätigkeit im Jahr
    2024 um 21,9 % ein (Fédération Française du Bâtiment).
  • Die französische Regierung hat infolgedessen eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, um den
    Sektor zu stärken, darunter die Ausdehnung des PTZ (zero-interest loan) auf ganz Frankreich.
    Nach Angaben des Wohnungsbauministeriums soll dies den Bau von 15.000 zusätzlichen
    Wohnungen bis 2025 fördern.
  • Die Errichtung von Nichtwohngebäuden ging gemäß der Fédération Française du Bâtiment um 7,4
    % zurück. Mit Ausnahme der öffentlichen Gebäude, die stabil blieben und von staatlichen
    Aufträgen profitierten, entwickelten sich alle Segmente stark rückläufig.
  • Büro-und Lagergebäude verzeichneten den stärksten Rückgang in einem Umfeld, in dem die
    regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Neubauten ungünstig sind.
  • Lediglich die Instandhaltungen und Modernisierungen stiegen mit 1,2 % im Volumen (Fédération
    Française du Bâtiment).
  • Der Beschäftigungsrückgang im Jahr 2023 verschärfte sich in 2024, vor allem aufgrund von
    Arbeitskräftemangel, noch weiter.
       
* Entwicklung der Baubranche gemäß 98th EUROCONSTRUCT Summary Report, Winter 2024, S. 42 und 2025 North American Engineering and Construction Industry Overview, First Quarter Edition, S. 38

Die Absatzmärkte in unseren Kern- und Wachstumsländern gestalteten sich auch im Jahr 2024 sehr herausfordernd. In den Kernländern Deutschland und Niederlande sowie in den Wachstumsländern Großbritannien und Frankreich nahm die Bauleistung ab. Der Markt in der Schweiz und dem Wachstumsland USA erfüllten ihre Erwartungen und konnten trotz der zum Teil schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen ein Wachstum verzeichnen. Im ersten und zweiten Quartal hat sich der Konzernumsatz in 2024 verglichen zum Vorjahr gleichbleibend entwickelt (Q1: -1,0 %, Q2: -1,1 %), während im dritten Quartal der Umsatz leicht gesunken ist (Q3: -2,1 %). Aufgrund des schwierigen Marktumfelds war es nicht möglich, an die Umsätze des Vorjahres anzuknüpfen. Insgesamt reduzierten sich die Umsatzerlöse im Vergleich zu 2023 um 0,7 % und betrugen im Jahr 2024 476.034 TEUR (479.337).

Im Jahr 2024 konnte die Uzin Utz Aktie ihre Verluste aus dem Vorjahr vollständig ausgleichen und verzeichnete einen Kursgewinn von etwa 8,6 %. Zu Beginn des Jahres stieg die Nachfrage nach der Aktie, was zu deutlichen Kursgewinnen führte. Diese Entwicklung wurde durch die Aussicht auf sinkende Zinsen im Euroraum und in den USA unterstützt. Nach einem vorübergehenden Tief, erreichte die Aktie bis zur Jahresmitte ihr Jahreshoch, reduzierte sich daraufhin jedoch aufgrund von Rezessionsängsten, Sorgen um Eskalationen im Nahen Osten und geplatzten Devisenspekulationen wieder. Dank anhaltender Zinssenkungshoffnungen und einer robusten Konjunktur in den USA entwickelte sich die Aktie trotz der schwachen Baukonjunktur im Inland im Verlauf wieder positiv. In den vergangenen fünf Jahren hat die Aktie stichtagsbezogen einen Wertverlust von 17,6 % verzeichnet.

Trotz des Umsatzrückgangs gelang es Uzin Utz durch konsequente Kostenoptimierungen und einer Entspannung auf dem Beschaffungsmarkt mit einem EBIT im Konzern von 42.815 TEUR (34.505), im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von rund 24,1 % zu erzielen. Neben der positiven Entwicklung der Materialeinsatzquote in Höhe von 41,3 % (44,8) trugen insbesondere auch die verbesserten Frachtkosten zu der Kostenreduktion bei. Detailliertere Angaben hierzu können im Kapitel „Ertragslage“ eingesehen werden.

Wir sind stolz darauf, dass unsere Mitarbeiter trotz der anhaltenden und der neuen Herausforderungen aktiv an der Erreichung unserer ambitionierten Ziele arbeiten. Dadurch sind wir auch weiterhin in der Lage, die hohe Produkt- und Servicequalität zu gewährleisten. Wir verstehen uns als Innovator und einer der führenden Anbieter innerhalb unserer Branche. Aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung, Wachstumspotenziale auszubauen, um weiterhin weltweit erfolgreich und nachhaltig wirtschaften zu können. Es ist uns hierbei wichtig, auf nachhaltiges und gesundes Wachstum zu setzen, um stetig neue Marktanteile zu realisieren. Wesentliche Bestandteile dieser Strategie sind, neben unseren engagierten Mitarbeitern, die Investitionen in die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit an den globalen Standorten.

Als traditionsreiches Familienunternehmen verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz der Nachhaltigkeit, der in unserer langjährigen Unternehmenskultur verankert ist. Neben ökonomischen und ökologischen Aspekten legen wir ebenfalls großen Wert auf soziale Faktoren. Diese gelebten Werte ermöglichen es uns, auch in Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, Arbeitsplätze zu sichern und bedarfsorientiert neue Stellen zu schaffen. Im Fokus steht stets der vertrauensvolle Umgang mit den Kunden und Partnern, um für diese einen relevanten Mehrwert generieren zu können. Mehr Informationen über das Engagement im Bereich Nachhaltigkeit können unserer Nichtfinanziellen Erklärung nach §§ 315b und 315c HGB entnommen werden.

Der Vorstand der Uzin Utz SE bewertet die Entwicklungen im Berichtsjahr 2024, vor dem Hintergrund der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, als positiv. Trotz des rückläufigen Wachstums der Baubranche in den Kernländern Deutschland und Niederlande sowie den Wachstumsländern Großbritannien und Frankreich konnten im Konzern Umsatzerlöse erzielt werden, die an das starke Niveau des Vorjahres anknüpfen. Zudem wurde ungeachtet des rückläufigen Umsatzes eine EBIT-Marge in Höhe von 9,0 % (7,2) erzielt. Die im Geschäftsbericht 2023 abgegebene Prognose für die Entwicklung dieses finanziellen Leistungsindikators (gleichbleibende EBIT-Marge) konnte mit einer leichten Steigerung übertroffen werden. Nicht zuletzt, gelang es dem Uzin Utz Konzern das in der PASSION 2025 Strategie festgelegte Ziel im Bereich Profit, einer EBIT-Marge von mehr als 8,0 % im Berichtsjahr, zu erreichen.