Gesamtaussage des Vorstands
In der 95. EUROCONSTRUCT Konferenz, die im Juni 2023 stattfand, wurde das prognostizierte Wachstum der Baubranche in den EUROCONSTRUCT Ländern für das Jahr 2023 angepasst. Während zuvor ein Wachstum der Bauleistung angenommen wurde, wurde aufgrund der kontinuierlichen Entwicklung und Verfestigung der Faktoren, die die Baubranche belasten, ein erwarteter Rückgang von 1,1 % bekanntgegeben. Hierzu trugen maßgeblich die schwächere Dynamik der globalen konjunkturellen Entwicklung, die Inflation und der starke Umschwung in der Geldpolitik, der mit dem Anstieg der Zinsen verbunden war, bei. Je nach Sektor fiel die Reaktion auf die belastenden Faktoren unterschiedlich stark aus. Der Wohnungsbau litt am stärksten unter den veränderten Bedingungen, da die hohen Zinssätze die Finanzierbarkeit von Wohnbauvorhaben deutlich verschlechterte. Dementsprechend wurde in der Juni-Konferenz prognostiziert, dass die Wohnbauleistung im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht. Zur Konferenz im November wurde die Prognose für die gesamte Bauleistung erneut um 0,6 Prozentpunkte auf -1,7 % nach unten korrigiert. Die Korrektur betraf sowohl den Neubau von Nichtwohngebäuden als auch die Renovierung, für die nun ebenfalls ein Rückgang erwartet wurde. Gemäß einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) verschärften sich im dritten Quartal 2023 die Kreditvergabevorschriften über alle Kategorien von Krediten hinweg. Die Nachfrage nach Krediten nahm dementsprechend sowohl bei Haushalten als auch bei Unternehmen erneut signifikant ab. Die Einschätzung von EUROCONSTRUCT deckt sich mit den Werten für den Construction Activity Index (CAI), der von der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) ermittelt wird und für Europa im Dezember 2023, wie bereits in den fünf vorangegangenen Quartalen, negativ ausfiel. Hauptverantwortlich hierfür war der Rückgang des Arbeitsaufkommens im Bau von Wohn- und Nichtwohngebäuden.
Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigte in der Baubranche im Kernland Deutschland zu Beginn des Jahres noch positive Impulse. So konnten sich beispielsweise die Geschäftserwartungen der teilnehmenden Unternehmen aus dem Bereich des Hochbaus bis zum Mai 2023 verbessern. Im Gegensatz dazu zeichnete sich in der Beurteilung der Geschäftslage bereits seit März eine monatliche Verschlechterung ab, der Auftragsbestand reduzierte sich von 4,7 Monaten im Januar 2023 auf 3,4 Monate im Dezember 2023. Die Kapazitätsauslastung nahm ebenfalls stark ab (von 78,1 % im Januar 2023 auf 66,3 % im Dezember 2023). Die Stimmung im Wohnungsbau konnte sich zu Beginn des Jahres etwas aufhellen. Während die Geschäftslage das ganze Jahr Einbußen verzeichnete, konnten sich die Werte für die Geschäftserwartungen zwischen März und Mai verbessern. Im Anschluss kam es aber beinahe durchgängig zu einer verschlechterten Beurteilung der Geschäftserwartungen, im Dezember wurde mit einem Wert von -64,7 die negativste Einschätzung des Jahres abgegeben. Das Segment des gewerblichen Hochbaus schnitt im Vergleich zum öffentlichen Hochbau und zum Wohnungsbau besser ab, allerdings erreichten auch in diesem Segment die Werte für die Geschäftslage und -erwartungen ab Mai 2023 durchgängig negative Werte. Hinsichtlich der Preisentwicklungen wurde aus allen Segmenten des Hochbaus zurückgemeldet, dass sich die Preise ab April im Vergleich zum Vormonat reduzierten. Der vom RICS ermittelte CAI fiel im vierten Quartal mit einem Stand von -21 auf das niedrigste Niveau, das seit Beginn der Erhebung im Jahr 2020 ermittelt wurde. Die negative Entwicklung des Ifo-Geschäftsklimaindex und des RICS CAI deckt sich mit dem Umsatzrückgang im Bauhauptgewerbe, der laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. 5,5 % betrug. Der Rückgang im Wohnungsbau fiel mit 12,0 % deutlich höher aus, statt den von der Bundesregierung angestrebten 400.000 Wohnungen konnten lediglich 270.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Der Umsatz im Bereich des Wirtschaftsbaus ist um ca. 1,0 % zurückgegangen, die Anzahl der Baugenehmigungen für Fabrik- und Werkstattgebäude konnte trotz der schwachen konjunkturellen Rahmenbedingungen zunehmen. Erklärt wird dies mit der geringeren Zinssensitivität von gewerblichen Bauvorhaben, der robusten Entwicklung der Unternehmensgewinne und der weiterhin hohen Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe. Im öffentlichen Bau zeigte sich trotz des Investitionsstaus ein Rückgang um 2,0 %.
Im weiteren Kernmarkt Niederlande zeigten sich Haushalte und Unternehmen bei Investitionen in Wohn- und Geschäftsgebäude zurückhaltend. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind die Immobilienpreise in den Niederlanden aufgrund einer hohen Nachfrage, eines Bevölkerungswachstums, niedriger Zinsen und der hohen Inflation gestiegen. Bedingt durch eine verteuerte Baufinanzierung ist dieser Trend jedoch seit Mitte 2022 rückläufig, so dass im Mai 2023 der niedrigste Stand der Immobilienpreise erreicht wurde. Anschließend stiegen die Preise für Bestandsimmobilien um fast 3,0 %. Hierfür waren vor allem stabil bleibende Zinssätze und die Erhöhung der Haushaltseinkommen verantwortlich. Die Umsätze der Generalunternehmer, die seit Ende 2022 stark sanken, konnten seit Herbst 2023 ebenfalls leichte Anstiege verzeichnen. Der Auftragsbestand der Bauunternehmer, der sich in den letzten zwei Jahren trotz aller Schwierigkeiten stabil entwickelte, reichte weiterhin 12,9 Monate. Dazu trugen vor allem Renovierungen und energetische Sanierungen bei, die eventuell wegfallende Aufträge für Neubauten ausglichen. Die aufgrund der steigenden Komplexität von Projekten verlängerte Durchführungszeit trug ebenfalls zur Stabilisierung des Auftragsbestands bei. Insgesamt konnten 2023 ca. 73.000 Neubau-Einheiten fertiggestellt werden und der niederländische Bausektor schrumpfte um 0,5 %.
Laut der Schätzung, die das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft Mitte Dezember 2023 abgegeben hat, gingen die Bauinvestitionen im Kernland Schweiz um 2,0 % zurück. Der Schweizer Bauindex, der den Trend für die kommenden Quartale prognostiziert, ließ bereits seit Beginn des Jahres 2023 erahnen, dass der Wachstumskurs im Bauhauptgewerbe nicht fortgesetzt werden kann. Rückgänge wurden im Jahr 2023 vor allem aufgrund der geringen Anzahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im Vorjahr und der Zurückhaltung der Unternehmen bei der Planung neuer Büroflächen in Folge steigender Finanzierungskosten und der wirtschaftlichen Abkühlung erwartet. Der Ausbauindex wurde durch die anhaltende Nachfrage im Bereich des Umbaus, des Ausbaus, der Renovierung und der energetischen Sanierung stabilisiert. Das Bild konnte während des Jahres bestätigt werden, der Hochbau wurde vor allem vom Ausbau und von Großprojekten im öffentlichen Hochbau gestützt. Die Preise für Baumaterialien im Hochbau verzeichneten laut dem Preisindex des Koordinationsgremiums der Bauorgane des Bundes (KBOB) im ersten Quartal im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat einen Anstieg, zwischen April und Oktober entwickelten sie sich rückläufig (Rückgang zwischen 0,7 % und 3,0 %) um das Jahr mit einem leichten Anstieg (zwischen 0,6 % und 1,3 %) abzuschließen. Die Preise für Wohneigentum stiegen 2023 durchschnittlich um 2,2 % an, wobei der Anstieg im Bereich der Eigentumswohnungen stärker ausfiel als der Anstieg bei den Einfamilienhäusern. Am stärksten entwickelten sich die Preise der Eigentumswohnungen in städtischen Gemeinden.
Im Wachstumsmarkt Großbritannien konnte die Bauleistung laut Angaben des Office for National Statistics einen Anstieg von 2,0 % verzeichnen und somit im dritten Jahr in Folge wachsen. Dazu trugen vor allem Sanierungen und Renovierungen bei (Wachstum von 8,3 %), die Neubauleistung nahm hingegen ab (-2,1%) und verzeichnete über 10 Monate hinweg einen Rückgang. Insgesamt wurde in sieben von neun Sektoren ein Wachstum erzielt, das im Sektor Renovierung und Sanierung sowohl für die Wohngebäude als auch für die Nichtwohngebäude besonders stark ausfiel. Die Preise für Immobilien fielen im Jahr 2023 um 1,4 %. Im Vergleich zu Ländern wie Kanada oder Schweden sanken die Immobilienpreise dank der überwiegend fixierten Zinssätze der Hypothekenkredite nur geringfügig.
Im Gegensatz zu Europa konnte die USA, die zu unseren Wachstumsmärkten zählen, auch zum Ende des Jahres 2023 einen positiven Wert des von der RICS ermittelten CAI aufweisen und schneidet somit nur leicht schlechter ab als die Region des Mittleren Ostens und Afrika. Das positive Bild deckt sich mit den Ergebnissen, die die Beratungsgesellschaft FMI in der First Quarter Edition 2024 des North American Engineering and Construction Industry Overview präsentiert. Insgesamt sind demnach die Umsätze im Bau- und Ingenieurwesen 2023 um 10,0 % gestiegen. Der Großteil des Anstiegs stammte aus Nichtwohngebäuden sowie Infrastrukturmaßnahmen, die keine Gebäudeinvestitionen beinhalten. In vielen Segmenten des Hochbaus konnte ein Anstieg von mehr als 5,0 % erzielt werden. Die Mehrfamilienhäuser konnten beispielsweise einen Zuwachs von 21,0 % verzeichnen, hauptsächlich zugunsten der Einfamilienhäuser (-14,0 %). Der stärkste prozentuale Zuwachs im Bereich des Hochbaus betraf mit einem Anstieg von 78,0 % die Bauinvestitionen im produzierenden Gewerbe. Die Rekord-Wachstumsrate ergab sich aus der Kombination staatlicher Unterstützungen wie dem Infrastructure Investment and Jobs Act, dem CHIPS and Science Act und dem Inflation Reduction Act. Gemäß einer Studie des Institute for Supply Management wäre es ohne die umfangreiche staatliche Subvention zu einem Negativrekord der Bauinvestitionen im produzierenden Gewerbe gekommen. Trotz des insgesamt positiven Bildes meldeten gegen Ende des Jahres 59,0 % der an den Befragungen im Rahmen der Ermittlung des CAI teilnehmenden Unternehmen, dass sich Schwierigkeiten in der Finanzierung von Projekten negativ auf die Bautätigkeit auswirken. Dementsprechend verschlechterten sich auch die Werte, die Auskunft über die Kreditkonditionen geben. Zusätzlich gaben mehr als zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen an, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel ein Problem darstellt.
Frankreich zählt für uns neben den USA und Großbritannien zu den Wachstumsmärkten. Die französische Bauwirtschaft konnte im Jahr 2023 aufgrund der Vielzahl ökonomischer Druckpunkte, wie beispielsweise der hohen Zins-sätze und der sinkenden Zuversicht der Investoren, kein Wachstum erzielen. Dieses Bild wird auch vom S&P Global France Construction PMI bestätigt, der während des gesamten Jahres 2023 abnahm und sich im Dezember zum 19. Mal in Folge reduzierte. Da die Unternehmen aufgrund der gesunkenen Bauaktivität weniger Baumaterialien kauften, verringerte sich die Aktivität in der Materialbeschaffung ab Mai 2023. Die Beschäftigung nahm bereits ab März 2023 ab. Der von der RICS ermittelte CAI lag zum Ende des Jahres 2023 ebenfalls im negativen Bereich.
Die Absatzmärkte in unseren Kern- und Wachstumsländern gestalteten sich im Jahr 2023 sehr herausfordernd. In allen Kernländern sowie im Wachstumsland Frankreich nahm die Bauleistung ab. Die Märkte in den Wachstumsländern USA und UK erfüllten ihre Erwartungen und konnten trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen ein Wachstum verzeichnen. Im ersten Quartal konnte der Umsatz im Konzern trotz der schwierigen Umstände noch 4,2 % im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Anschließend war es aufgrund des Marktumfeldes jedoch nicht mehr möglich, an die Umsätze des Vorjahres anzuknüpfen, dementsprechend reduzierten sich die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 % (Anstieg 10,7) und betrugen 479.337 TEUR (487.134).
Die Uzin Utz Aktie erreichte, wie bereits im Vorjahr, zu Beginn des Jahres ihren Höchststand. Nach der Bekanntgabe der Zahlen zum ersten Quartal verzeichnete die Aktie Einbußen, das Jahrestief wurde zu Beginn des Monats Oktober erreicht. Zu diesem Zeitpunkt belasteten geopolitische Krisen kurzzeitig den Aktienmarkt. Nach dem Fall auf das Jahrestief erholte sich die Aktie durch die positive Ergebnisentwicklung im dritten Quartal, dennoch verlor sie im Berichtsjahr 13,9 % an Wert – im Verlauf der vergangenen fünf Jahre verlor die Aktie stichtagsbezogen 13,3 % an Wert.
Der Umsatzrückgang, die gestiegenen Personalkosten, Wechselkurseffekte und höhere Abschreibungen hatten Einfluss auf das EBIT im Konzern, das bei 34.505 TEUR (36.341) lag, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von rund 5,1 % entspricht. Detailliertere Angaben hierzu können im Kapitel „Ertragslage“ eingesehen werden.
Wir sind stolz darauf, dass unsere Mitarbeiter trotz der anhaltenden und der neuen Herausforderungen aktiv an der Erreichung unserer ambitionierten Ziele arbeiten. Dadurch sind wir auch weiterhin in der Lage, die hohe Produkt- und Servicequalität zu gewährleisten. Wir sehen uns als Innovator und einen der führenden Anbieter innerhalb unserer Branche. Es besteht daher sehr großes Interesse, Wachstumspotenziale auszubauen, um weiterhin weltweit erfolgreich und nachhaltig wirtschaften zu können. Uns ist es hierbei wichtig, auf nachhaltiges und gesundes Wachstum zu setzen, um in den definierten Kern- und Wachstumsmärkten stetig neue Marktanteile zu realisieren. Essentieller Bestandteil dieser Strategie sind, neben unseren engagierten Mitarbeitern, die Investitionen in die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit an den globalen Standorten.
Wir sind ein traditionelles Familienunternehmen, deshalb steht nachhaltiges Handeln im Fokus und wurde in der langjährigen Unternehmenskultur verankert. Hierbei spielen für uns neben ökonomischen und ökologischen Aspekten auch soziale Aspekte eine Rolle. Die gelebten Werte erlauben es uns, auch beim Vorliegen schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, nachhaltig Arbeitsplätze zu sichern sowie bedarfsorientiert neue Arbeitsplätze zu schaffen. Im Fokus steht stets der vertrauensvolle Umgang mit den Kunden und Partnern, um für diese einen relevanten Mehrwert generieren zu können. Mehr Informationen über das Engagement im Bereich Nachhaltigkeit können unserem Nachhaltigkeitsbericht entnommen werden.
Der Vorstand der Uzin Utz SE bewertet die Entwicklungen im Berichtsjahr 2023, vor dem Hintergrund der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, als positiv. Trotz des rückläufigen Wachstums der Baubranche in allen Kernländern sowie dem Wachstumsland Frankreich konnten im Konzern Umsatzerlöse erzielt werden, die an das starke Niveau des Vorjahres anknüpfen. Trotz des rückläufigen Umsatzes konnte eine EBIT-Marge in Höhe von 7,2 (7,5) erzielt und somit die im Geschäftsbericht 2022 abgegebene Prognose für die Entwicklung der EBIT-Marge (mäßige Reduzierung) übertroffen werden.